Konrad Adenauer Preis 2006 in Silber

Der Konrad-Adenauer-Preis für Kommunalpolitik in Silber wird der Stadt Krefeld für ihr „Kommunales Handlungskonzept zur interkulturellen Pädagogik in Tageseinrichtungen, Schulen, Jugendeinrichtungen und Erwachsenenbildung“ verliehen. Die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Krefeld hat dieses Konzept vorgeschlagen. Oberbürgermeister Gregor Kathstede nahm die Silber-Plakette für die Stadt Krefeld in Empfang.

Kathstede_Goetz

Das Thema „Integration“ hat gerade in der letzten Zeit an Brisanz gewonnen, wir erinnern uns an die „Leitkultur-Debatte“, den Kopftuchstreit, an Paris und an eine Berliner Realschule, die inzwischen berühmt ist. Nicht zu vergessen das unrühmliche Abschneiden Deutschlands bei internationalen Vergleichsstudien wie PISA und IGLU. Wenn wir uns mit dem Thema „Integration“ beschäftigen, dann sollten wir uns zuallererst klar machen, dass wir hier kein „Minderheiten-Thema“ besprechen: Fast jedes vierte in Deutschland Neugeborene hat mindestens ein ausländisches Elternteil. Legt man statt der Staatsangehörigkeit das Kriterium „Migrationshintergrund“ zu Grunde, so kommt inzwischen fast ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland aus Migrantenfamilien. In den Städten Westdeutschland liegt der Anteil bei den 15jährigen Jugendlichen sogar bei bis zu 40%. Die Zahlen sollte man vor allem auch deshalb im Hinterkopf haben, weil PISA zu dem erschreckenden Ergebnis kommt, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund, die in Deutschland geboren sind, noch schlechtere Ergebnisse erzielen als Jugendliche, die im Ausland geboren und zur Schule gegangen sind. Das ist kein Ruhmesblatt: keines für die Jugendlichen und ihre Familien und keines für unsere Bildungseinrichtungen und für uns auch nicht. Nachzulesen ist dies übrigens alles im 6. Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland, vorgelegt im Juni 2005. Dieser Bericht analysiert aber nicht nur die Lage, sondern macht auch Verbesserungsvorschläge und da stellt sich die Frage, wer eigentlich von wem abgeschrieben hat: Die Stadt Krefeld von den Verfassern der Studie oder andersrum? Da das Krefelder Modell aber bereits 1999 an den Start ging und exakt das vorwegnimmt, was die Studie an Maßnahmen auf den Weg bringen möchte, scheint der Fall doch ziemlich klar zu sein! Der Konrad-Adenauer-Preis in Silber geht an die Stadt Krefeld, weil sie sich in vorbildlicher Weise bemüht, die in der Stadt lebenden ausländischen Menschen besser zu integrieren und dazu ein Konzept entwickelt hat, dass neue Maßstäbe für die Arbeit in vielen anderen Kommunen setzt.

Das Krefelder Kommunale Handlungskonzept entwickelt und pflegt übergreifende Kooperations- und Vernetzungsstrukturen zwischen kommunalen und freien Einrichtungen wie Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung, Schulen, Pädagogischem und Psychologischem Dienst, Volkshochschule und den Wohlfahrtsverbänden. Es fördert ganz besonders die sprachliche Entwicklung bei Kindern. Denn gute Kenntnisse der deutschen Sprache sind die Grundvoraussetzung für die Teilhabe an der Gesellschaft, für eine gute Berufsausbildung und Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Und das Erlernen der deutschen Sprache beschränkt sich nun mal nicht auf den Schulunterricht – auch hier bedarf es besonderer Konzepte -, sondern beginnt schon vor dem Schuleintritt und setzt sich fort in der Jugendeinrichtung, im Freizeitprogramm der Kinder und Jugendlichen. Deshalb ist die Fort- und Weiterbildung von Erziehern, Lehrern, Betreuern auch ein ganz wesentlicher Bestandteil des Konzeptes. Das Konzept unterstützt außerdem die Sprachförderung bei den Kindern durch besondere Lernangebote für die Eltern. Was gibt es Schöneres und Anspornenderes für Kinder als zu mit den Eltern gemeinsam den gleichen „Stoff zu büffeln“ – sich gemeinsam ein bisher noch eher unbekanntes Feld zu erarbeiten?

Sie haben also die Wahl zwischen 512 Seiten Bericht aus Berlin oder dem allerdings auch fast 300 Seiten starken Krefelder „Handbuch zur interkulturellen Pädagogik in Tageseinrichtungen, Schulen, Jugendeinrichtungen und Erwachsenbildung“ – das ist aber bereits praxiserprobt und auf die Möglichkeiten einer Kommune zugeschnitten – die Jury wünscht sich jedenfalls möglichst viele Nachahmer.