Konrad Adenauer Preis 2006 in Bronze

Der Konrad-Adenauer-Preis für Kommunalpolitik in Bronze wird der Seniorenhilfe Dietzenbach e.V. verliehen. Der Landkreis Offenbach hat den Verein vorgeschlagen.

Seit 1994 besteht die Seniorenhilfe Dietzenbach in Hessen. Sie arbeitet nach dem Prinzip der gegenseitigen Hilfe auf genossenschaftlicher Basis. Die Mitglieder(1700 an der Zahl!) erhalten für ihre Dienste kein Geld, sondern Zeitpunkte, die sie bei eigener Hilfsbedürftigkeit wieder einlösen können. Das macht Menschen nicht zu bloßen Bittstellern, wenn Sie selbst einmal Hilfe benötigen, sondern eine ganz selbstverständliche Sache im Sinne von Geben und Nehmen. Da wird schon deutlich, dass eben nicht nur Senioren Zielgruppe des Vereins sind, sondern Menschen aus allen Generationen. Und noch etwas entpuppt sich als bloßes Vorurteil: die Trennung in hilfebedürftige ältere Menschen und unabhängige kraftstrotzende jüngere Menschen. Natürlich steht auch bei der Seniorenhilfe Dietzenbach immer noch die Unterstützung allein lebender älterer Menschen im Vordergrund. Die Mitglieder übernehmen Einkaufsdienste, Arzt- und Behördengänge werden zu zweit erledigt und kleinere Reparaturen ausgeführt. Aber das ist längst nicht alles. Inzwischen sind es in Dietzenbach Senioren, die jungen Menschen Computerkurse anbieten. Es sind ältere Menschen die jüngeren bei Bewerbungen, der Suche nach Ausbildungsplätzen und der Vorbereitung von Bewerbungsgesprächen helfen und es sind auch ältere Menschen, die leseschwachen Kindern Nachhilfe geben. Ein ganz wichtiges weiteres Betätigungsfeld besteht darin, Menschen in ihrer Fürsorge für andere zu unterstützen. Der Verein bietet Weiterbildungsprogramme für Aktive an, das können Kurse in häuslicher Krankenpflege oder in Gesprächsführung oder auch ein Internetkurs sein. Es wird Supervision für jene angeboten, die in der Hospizarbeit tätig sind und es gibt einen Gesprächskreis für pflegende Angehörige. Damit leistet die Seniorenhilfe einen wirklich unschätzbaren Beitrag für eine lebendige Bürgergesellschaft, die das große Potenzial der Menschen vor Ort nutzt und die Solidarität zwischen den Generationen aufbaut und pflegt: für einen Methusalem Komplott ist – zumindest in Dietzenbach – nicht der Boden bereitet! Ich bitte Herrn Jürgen Heyer, den 1. Vorsitzenden der Seniorenhilfe Dietzenbach e.V. zu mir auf die Bühne.

Der zweite Bronze-Preis wird dem Verein zum Erhalt von Kirchen im Landkreis Uecker-Randow e.V. verliehen. Dieser Vorschlag stammt von der CDU-Fraktion des Kreistages Uecker-Randow.

Vielleicht gibt es unter uns Menschen, die es nicht wissen: Der Landkreis Uecker-Randow liegt ganz im Nordosten Deutschlands. Der Name des Landkreises ist von den beiden größten Flüssen im Kreisgebiet, der Uecker und der Randow abgeleitet. Im Norden grenzt er an das Stettiner Haff, östlich an die Republik Polen. Der Landkreis gehört leider zu den Regionen Deutschlands mit den höchsten Arbeitslosenzahlen, junge Menschen verlassen aus wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat oder denken über Abwanderung nach. Dieser Hintergrund ist wichtig um wirklich einschätzen zu können, welche besondere Leistung der 1999 gegründete „Verein zum Erhalt von Kirchen im Landkreis Uecker-Randow e.V.“ für diese Region und die Menschen, die in ihr leben, erbringt. Im Landkreis Uecker-Randow befinden sich 81 Kirchen, die meisten von ihnen entstanden mit der Christianisierung im 13. Jahrhundert. Viele der Kirchen befanden und befinden sich in einem sehr baufälligen Zustand. Der Verein macht zunächst eine Bestandsaufnahme der einzelnen Bauten, um dann in einem weiteren Schritt alles Notwendige zu tun, um den Erhalt dieser Baudenkmale zumindest erstmal überhaupt zu sichern. Ohne diese Maßnahmen wären einige Kirchen inzwischen endgültig aus der mecklenburgischen Kulturlandschaft verschwunden. Die Mitglieder werben Spendengelder ein, organisieren Benefizveranstaltungen, sie kooperieren mit den Kirchen und der Denkmalpflege, bemühen sich um Fördermittel. Besonders auszeichnungswürdig befand die Jury auch die erfolgreichen Bemühungen des Vereins, die Menschen vor Ort für den Erhalt ihrer Kirche zu mobilisieren. Der Verein beweist, dass auch in Gebieten mit höchster Arbeitslosigkeit die ehrenamtliche Übernahme von notwendigen Aufgaben in Heimat- und Kulturpflege möglich ist und neue Identifikation mit dem Heimatort stiften/schaffen kann.

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